Das Brandenburgische Kammerorchester Berlin  |  bkob  |  ist ein reines Liebhaberorchester  . . .

. . . und hat den Anspruch, sich mit der Literatur für Kammerorchester unter professioneller Leitung auseinanderzusetzen.
Es legt dabei den Schwerpunkt auf die Musik des 20. Jahrhunderts und stellt diese in einen Zusammenhang mit Werken von Barock bis Romantik.

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Konzert  :: am 16. Juli 2016 in St. Matthäus
am 17. Juli 2016 in St. Elisabeth
 
JS Bach Doppelkonzert für Violine, Oboe und Orchester BWV 1060
in einer Fassung für Flöte mit Aaron Dan und Julia Prigge
 
Steve Reich Duet for two Violins and Orchestra (1993)
 
JS Bach Chromatische Fantasie d-Moll aus BWV 903
in einer Interpretation für Flöte solo von Aaron Dan
 
Mieczyslaw Weinberg Symphonie Nr. 2 op. 30 für Streichorchester (1946)
 
 
weitere Programminformationen   :  
 
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Johann Sebastian Bach
* 21. März/ 31. März 1685 in Eisenach, † 28. Juli 1750 in Leipzig

Rekonstruktion nach dem Konzert für zwei Cembali c-Moll, BWV 1060,
Umarbeitung einer verschollenen Vorlage, eventuell eines Oboenkonzerts

Unter Johann Sebastian Bachs Namen sind zwei Konzerte für Violine, Streicher und Continuo überliefert sowie ein Doppelkonzert für zwei Violinen (ebenfalls mit Streichern und Continuo). Möglicherweise schrieb Bach die Konzerte für Johann Georg Pisendel oder Jean-Baptiste Volumier in Dresden - vielleicht auch für sich selbst, denn sein Sohn Carl Philipp Emanuel bescheinigt ihm im Nekrolog, bis ins hohe Alter die Violine "rein und durchdringend" gespielt zu haben.

 

Die Konzerte sind unabhängig voneinander überliefert; ihre genaue Entstehungszeit steht nicht fest. Bach begann etwa 1713, sich mit den Konzerten Antonio Vivaldis auseinanderzusetzen, wobei er zunächst mehrere davon für Cembalo solo oder Orgel bearbeitete. Anschließend oder schon gleichzeitig dürfte er mit der Konzeption eigener Konzerte begonnen haben.

Bei Bachs Vorbildern folgen die Ecksätze noch einem etwas starren Aufbau, bei dem die Ritornelle den Satzaufbau gliedern und das Erreichen neuer Tonarten markieren und dazwischenliegende begleitete Solopassagen der Modulation in andere Tonarten dienen. Bach erreichte demgegenüber eine engere Verzahnung und Integration der Formabschnitte durch einen differenzierteren und variierenden Umgang mit den Rollen des Solisten und Orchesters.

Die in dieser Form erhaltenen Violinkonzerte wirken gegenüber den bekannteren Brandenburgischen Konzerten (vielleicht mit Ausnahme des vierten) stilistisch wesentlich weiter entwickelt, was besonders in den umfangreichen langsamen Sätzen deutlich wird. Sie dürften deutlich später als die Brandenburgischen Konzerte entstanden sein, entgegen früherer Vermutung möglicherweise erst in Leipzig. ...

Unabhängig von der Entstehungszeit gilt als sicher, dass Bach diese Konzerte zur Verfügung hatte, als er 1730 in Leipzig die Leitung des Collegium musicum übernahm. Für Aufführungen in diesem Rahmen arbeitete er viele seiner Konzerte zu Cembalokonzerten um; wegen der Tonumfänge der Instrumente transponierte er die Violinkonzerte dabei meist um einen Ganzton nach unten. ... Dennoch halten viele Musikwissenschaftler die Cembaloversionen für die von Bach gewollten Endfassungen, da Bach bei der Umarbeitung viele Details verbesserte und nebenbei mit der Abschaffung des Basso continuo einen musikgeschichtlich wichtigen Schritt machte.

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Stephen Michael Reich
* 3. Oktober 1936 in New York

Official site: www.stevereich.com

Steve Reich ist einer der einflussreichsten Komponisten unserer Zeit. Sein Minimalismus beeinflusste Rockmusik und die Soundtracks von Hollywood.

Es gibt nicht viele Komponisten, die den Lauf der Musikgeschichte verändert haben. Steve Reich, Jahrgang 1936, ist einer von ihnen. Zusammen mit Terry Riley und Philip Glass gilt er als der Begründer der sogenannten Minimal Music, die ab Mitte der 1960er Jahre von der Underground-Szene New Yorks aus ihren weltweiten Siegeszug antrat: einfache Tonfolgen, die über einen langen (manchmal sehr langen) Zeitraum rhythmisch komplex, aber harmonisch gleichbleibend variiert werden.

Wer zum ersten Mal Music for 18 Musicians (1976) hört und davor mit Neuer Musik vor allem die Klang- und Geräuschkaskaden Stockhausens oder Boulez' assoziiert hat, wird verblüfft sein. Nicht nur, weil das klassische Musik ist, bei der man sofort tanzen will; sondern weil man plötzlich begreift, wie viele Rockmusiker und Filmkomponisten sich seitdem großzügig bei Reich bedient haben. Ein Schicksal, das er mit seinem ein Jahr älteren estnischen Kollegen Arvo Pärt teilt.
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[ zit. nach: Zeit Online vom 11.09.2015 ]

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Johann Sebastian Bach
* 21. März/ 31. März 1685 in Eisenach, † 28. Juli 1750 in Leipzig

Die Chromatische Fantasie und Fuge in d-Moll (BWV 903) ist ein Werk für Cembalo bzw. Klavier von Johann Sebastian Bach. Als Entstehungszeit wird Bachs Zeit in Köthen (1717-1723) vermutet. Das Stück gehört zu Bachs bedeutenden Kompositionen und galt schon zu seiner Zeit als einzigartiges Meisterwerk.

Ein Autograph dieses Werkes ist nicht bekannt. Wegen des improvisatorischen, expressiven und alle Tonarten einbeziehenden Stils der Komposition weist Walther Siegmund-Schultze sie der Zeit der "gärenden Köthener Umbruchswerke" zu.

Es existieren mindestens 16 verschiedene handschriftliche Kopien des Notentextes, darunter fünf aus Bachs Lebzeiten. Die älteste Kopie umfasst nur eine frühe, zwei Takte kürzere Variante der Fantasie, stammt von dem Bach-Schüler Johann Tobias Krebs und entstand nach 1717, also nahe an der Entstehungszeit. Zwei weitere Kopien entstanden um 1730 und umfassen auch die Fuge; ... Wegen der starken Abweichungen in Details, die sich nicht auf eine gemeinsame Grundform zurückführen lassen, wird angenommen, dass Bach selbst verschiedene Varianten des Werks notiert und in Umlauf gebracht hat.

Aus den charakteristischen chromatisch aufsteigenden Linien des Fugenthemas ergab sich der spätere, nicht von Bach stammende Namenszusatz "chromatisch" für das gesamte Werk.

 

Der virtuose und improvisatorische Toccatenstil der Fantasie, bei denen sich beide Hände rasch abwechseln, die Tonart d-Moll und der expressive, tonartlich experimentelle Charakter stellen das Werk der bekannten Toccata und Fuge d-Moll (BWV 565) an die Seite. Mit ihr gehört das Werk zu den außergewöhnlichen und daher besonders beliebten Kompositionen Bachs für Tasteninstrumente. Diese Einschätzung teilten schon Bachs Zeitgenossen. Sein Sohn Wilhelm Friedemann Bach, der selbst ein ausgezeichneter Improvisator war, meinte, das Werk "bleibe schön in alle saecula". Der erste Biograph Bachs, Johann Nikolaus Forkel, schrieb: "Unendliche Mühe habe ich mir gegeben, noch ein Stück dieser Art von Bach aufzufinden. Aber vergeblich. Diese Fantasie ist einzig und hat nie ihresgleichen gehabt."

Das Werk wurde im 19. Jahrhundert ein Paradebeispiel der romantischen Bach-Interpretation. Felix Mendelssohn Bartholdy, der Begründer der Bach-Renaissance, spielte die Fantasie im Februar 1840 und 1841 in einer Konzertreihe im Leipziger Gewandhaus und begeisterte damit das Publikum. Er führte diese Wirkung auf seine freie Interpretation der Arpeggien der Fantasie zurück. Dabei nutzte er die Klangeffekte des damaligen Konzertflügels durch eine differenzierte Dynamik, das Hervorheben von Spitzentönen, den exzessiven Gebrauch des Klangpedals und verdoppelte Bassnoten. Diese Interpretation wurde zum Vorbild für den zweiten Satz (Adagio) der zweiten Sonate Mendelssohns für Cello und Klavier (op. 58, entstanden 1841-1843): Darin ergeben die Spitzentöne des ausnotierten Klavier-Argeggios eine Choralmelodie, während das Cello ein ausgedehntes Rezitativ spielt, das dem Rezitativ der Bachschen Chromatischen Fantasie ähnelt und deren Schlusspassage zitiert.

Diese romantische Deutung wirkte schulbildend: Seitdem nahmen viele berühmte Pianisten und Komponisten, darunter Franz Liszt und Johannes Brahms, dieses Werk Bachs als wirkungsvolle Demonstration von Virtuosität und Expressivität in ihr Konzertrepertoire auf. Es wurde in vielen Ausgaben mit interpretierenden Zusätzen und Spielanweisungen nachgedruckt. Der romantische Bach-Interpret Ferruccio Busoni etwa unterschied in seiner Werkausgabe die Schlusspassage als Coda vom Rezitativ. Von Max Reger stammt eine spätromantische Orgel-Bearbeitung.

Auch nach der Rückwendung zu historischen Instrumenten und Werktreue blieb es eines der beliebtesten Konzertstücke und am meisten auf Tonträgern aufgenommenen Werke Bachs.

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Mieczyslaw Weinberg
* 12. Januar 1919 in Warschau, † 26. Februar 1996 in Moskau

Von vielen respektiert, von einigen verehrt und doch zunehmend vom sowjetischen musikalischen Establishment vernachlässigt: Mieczyslaw Weinberg, der als gebürtiger Pole die letzten 57 Jahre seines Lebens im Exil verbrachte, war einer der wichtigsten Komponisten von Symphonien, Kammermusik, Opern und Vokalwerken des 20. Jahrhunderts.

Schon Weinbergs Freund und Mentor Schostakowitsch schenkte dem Komponisten uneingeschränkte Unterstützung. Ebenso gehörten angesehene Künstler wie das Borodin-Quartett, Gilels, Rostropowitsch und Kogan zu seinen Fürsprechern. Zudem sind sowohl alle 17 herausragenden Streichquartette auf CD erschienen wie auch alle sechs Konzerte, alle 30 Sonaten, sein imposantes Klaviertrio und Klavierquintett, 23 seiner 26 Symphonien (die in ihrer Vielfalt von Kammermusik für Streicherensembles bis zu wuchtigen Chorsymphonien reichen) und zumindest einige seiner vielen Werke für Gesang.

Da zunehmend die heutigen Star-Interpreten seine Schöpfungen für sich entdecken, offenbaren sich ein ausgeprägt individueller Stil, tiefempfundene moralische Empörung, dramatischer Schwung, anrührende Offenheit und erstklassige Handwerkskunst. Frühere Vorwürfe, er sei ein Epigone, sind inzwischen verstummt. Sie entstanden aus der verzerrten Wahrnehmung der Beziehung zwischen Weinberg und Schostakowitsch, die jedoch tatsächlich auf gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Beeinflussung beruhte.

David Fanning

[ zit. nach: peermusic-classical.de ]

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